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Niqs Reisen

Alles wird gut am Mt. Cook

Von Elefanten und persönlichem Wachstum.

Es ist Anfang März als wir Twizel erreichen. Trotz der dreistündigen Autofahrt von Dunedin fahren wir an diesem Abend noch zum Lake Pukaki. Wir lassen uns den Blick auf den spektakulären Mt. Cook nicht nehmen.

Der Blick ist auch wirklich schön. Wir sehen einen blauen Himmel über dem wolkenverhangenen Gletscher. Der höchste Berg Neuseelands.

"Einige Wolken über schneebedeckten Bergen. Davor erstreckt sich der blaue Lake Pukaki. Im Vordergrund sitze ich auf einer Wiese mit gelben Gras und Sophia sitzt auf meinen Schultern."

Manu versucht das Alpenglühen in Form eines Zeitraffervideos einzufangen. Dafür stellt er sein Handy vorsichtig in die Fahrerkabine des parkenden Autos. Er achtet darauf, dass es zu keinen Erschütterungen kommt und hütet den umliegenden Außenbereich wie einen Schatz, sodass niemand sein Meisterwerk eines Videos unterbricht.

"Ein paar einzelne lockige Haare von Sophia sind im Fokus. Verschwommen dahinter sieht man einen blauen See und dahinter eine Berglandschaft."

Währenddessen hab ich erneut Sophias Locken im Gsicht.

Mt. Cook Village #

Am nächsten Tag schauen wir uns das Naturspektakel aus der Nähe an. Am Weg in das Mt. Cook Village begegnen wir lebensmüden jungen Erwachsenen, die mitten auf der Straße herumlungern.

Diese jungen Leute! Setzen ihr Leben aufs Spiel! Und das alles nur für das perfekte Instagram-Foto.

"Eine Straße, umgeben von braun-gelben Büschen führt zum Mt. Cook. Die Berglandschaft ist hügelig und die Berge sind schneebedeckt. Der Himmel ist leicht bewölkt."

Der Fakt, dass mich so ein Verhalten ärgert und ich von "jungen Leuten" rede, ist wohl Indiz für mein voranschreitendes Alter.

Die waren aber auch wirklich deppert!

Hooker Valley Track #

Wer den Mt. Cook hautnah erleben möchte, kommt nicht um den Hooker Valley Track herum. Die zweistündige Wanderung führt einen direkt zur Gletscherzunge des Mt. Cook und bietet einen atemberaubenden Blick.

"Einige Wolken über schneebedeckten Bergen. Manu und ich wandern den Hooker Valley Track entlang."

Es soll die touristischste Wanderung unserer Zeit in Neuseeland werden. Aber das ist es auf alle Fälle wert.

Vor allem scheint der schöne Anblick des Berges uns in dem Ausmaß zu stimulieren, dass unsere Gespräche in bisher unerreichte Gedankentiefen vordringen.

Der tiefgründige Gletscher #

Am Gletscher angekommen reden Manu und ich über persönliches Wachstum. Während ich seit einem halben Jahr wieder in der Gunst der Psychotherapie lebe, wurde Manu über ein Jahr lang von einem Coach begleitet.

"Eine grüne Berglandschaft und ein dunkelgrauer, schneebedeckter Berg umgebenen einen Gletschersee."

Er erzählt von einer Metapher, die sein Wachstum maßgeblich geprägt hat. Die Geschichte vom Zirkuselefanten.

Als kleiner Elefant lernt dieser, dass er zu schwach ist, sich von seinem Pfosten loszulösen. Er lernt, dass er trotz aller Anstrengung nicht von dem Pfosten loskommt und ihm ein Leben in Gefangenschaft vorherbestimmt ist. Als der Elefant groß wird, besitzt er zweifelsfrei die physischen Kräfte, um sich vom Pfosten loszulösen. Doch hat sich ein Gedanke manifestiert: Er ist zu schwach und wird nie frei sein.

Manu denkt oft an diesen Elefanten. Er denkt an den kleinen Manu, der genauso wie der kleine Elefant, in dem Glauben aufgewachsen ist, er könnte nichts erreichen. Geplagt von Selbstzweifeln und Menschen, die ihm eingeredet hatten, zu wissen, was das Richtige für ihn wäre, war Manu, genauso wie der Elefant, an einen Pfosten gebunden.

Der große Manu hatte den Pfosten nie hinterfragt. Er war einfach immer da. Er war einfach immer in Manus Weg. Doch dank des Coachings hat Manu erkannt, dass er endlich frei sein will.

Dann rückt Manus großer Tag immer näher. Anfang Februar beginnt sein Sabbatical und seine Reise um die Welt. Er ist nervös. Zwei Wochen lang wird er alleine unterwegs sein, bevor er Sophia und mich in Neuseeland trifft. Wie wird es ihm ergehen?

In der Nacht vor seinem Abflug hat er einen Traum. Er träumt vom kleinen Manu. Der kleine Manu steht dem großen Manu gegenüber. Der große Manu, der eigentlich an einem Pfosten festgebunden sein sollte, strahlt Selbstsicherheit aus. Er ist zuversichtlich, optimistisch und weise. Er ist frei. Dann nimmt der große Manu die Hand des kleinen Manu und sagt: "Alles wird gut."

Als Manu am nächsten Morgen aufwacht, haben sich alle seine Ängste in Luft aufgelöst. Plötzlich ist Manu überzeugt: Alles wird gut.

Alles wird gut am Mt. Cook #

Neuseeland zu erleben, ohne dabei Neuseelands größten Berg zu sehen war für mich von vornherein ausgeschlossen. Und auch wenn wir uns den Blick mit einer Schar an Touristen teilen mussten, war er deswegen nicht weniger beeindruckend.

"Manu, Sophia und ich lächeln. Während Manu zwei Finger zur Pose in die Kamera hält, machen Sophia und ich dahinter einen Selfie. Im Hintergrund sieht man eine grüne Landschaft, den Gletschersee und den schneebedeckten Mt. Cook."

Tiefgründige Gespräche waren bisher langen Autofahrten vorbehalten. Doch an diesem Tag lernen wir von Manus Elefanten und seinem Pfosten, von dem er sich loslösen konnte.

Am Mt. Cook wird alles gut. 🐘

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