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Niqs Reisen

Mopi

Über das Mopedfahren in Đà Nẵng.
Vorläufer: Wer ist Tương Nguyên?

Nga hat recht behalten, denke ich. "Man darf sich nur nicht anscheißen", hat sie damals weise geantwortet, als ich sie gefragt habe, wie das denn so ist mit dem Mopedfahren in Vietnam. Als ich erneut in Vietnam auf einem Moped sitze, tue ich eben genau das. Beziehungsweise eben genau das nicht.

Doch das Mopedfahren in der fünftgrößten Stadt Vietnams ist anders. Anders als auf Phu Quoc, wo der Verkehr um einiges entspannter ist. Auch das Moped ist anders. Das rote Honda Airblade, liebevoll "Moperl" genannt, habe ich gegen ein silbernes Yamaha Nouvo mit gelben Streifen eingetauscht, das auf den Namen "Mopi" hört. Mopi braucht viel mehr Gas, um in die Gänge zu kommen. Wenn ich den Blinker aktiviere, ertönt ein ohrenbetäubendes Piepsen. Mopi ist es wohl wichtig, dass jeder weiß, wenn ich vorhabe abzubiegen. Außerdem geht es auf Nummer sicher, dass ich nach dem Abbiegen auch ja den Blinker wieder ausmache.

"Ich sitze auf Mopi und biege auf einen Parkplatz ein. Hinter mir Fahren eine Mopeds über die Kreuzung."

Aber auch ich bin anders. Eine Woche Mopedfahren auf Phu Quoc hat mir den gewissen Mut verlieren, der Vietnam von jedem Mopedfahrer abverlangt. Der Verkehr ist nämlich gnadenlos. Keiner nimmt die Verkehrsregeln so genau. Hunderte Mopeds sind unterwegs. Manche rasen, andere schleichen. Manche fahren alleine, andere zu dritt oder viert. Manche blinken, andere denken nicht daran. Manche transportieren große Körbe voller Obst, andere lange Metallstangen, wieder andere Sauerstoffflaschen, Wasserkanister, Hunde, Pakete, Leitern, Teppiche oder Koffer. In Vietnam lässt sich alles Erdenkliche oder Undenkliche auf einem Moped transportieren.

Am Straßenrand lauert eine ständige Gefahr. Viele probieren sich dem Flussverkehr anzuschließen, doch den rechten Moment dafür scheint es nicht zu geben. Sie werfen sich voller Vertrauen in den Verkehrsfluss und hoffen auf das Beste. Man muss also auf der Hut sein, und den Straßenrand immer im Auge behalten.

Während ich in die Rolle meines Alter Egos schlüpfe und durch die Straßen Da Nangs navigiere, stirbt Sophia hinter mir tausend Tode. Ehrlich gesagt stresst mich Sophias Reaktionen auf den absoluten Wahnsinn des Verkehrsgeschehens viel mehr als das eigentliche Verkehrsgeschehen. Ich bleibe allerdings ruhig, fühle mich frei wie ein Vogel und denke andauernd an Ngas Worte: Man darf sich nur nicht anscheißen.

Fortsetzung: Immersion