Wir sitzen beim Frühstück in Christchurch. Manus Haare sind viel zu kurz geschnitten. Sophia ist noch etwas angeschlagen von der langen Anreise nach Neuseeland.
Mein Schakschuka schmeckt okay. "Das was wir machen schmeckt besser", sage ich zu Sophia und lass sie trotzdem kosten.
"Wo fahren wir überhaupt hin?", fragt Manu.
Ein Stück Heimat in Neuseeland #
Am Weg nach Murchison erzählt Manu von seiner Reise nach Norden.
Das Autofahren, so ganz alleine, hat ihn inspiriert. Er könnte doch einen Campervan mieten, so wie es Lena tut und die Ostküste Australiens entdecken. Auf eigene Faust. Er strotzt vor Energie, vor Einfällen, vor Unternehmungslust.
Hat Manu ein anderes Reisetempo als wir?
Unsere Unterkunft ist ein Airbnb im Sinne des Erfinders. Als wir am angepriesenen Bauernhof ankommen, begrüßen uns die Eigentümer freundlich.
Jennifer und Darren hatten vor Jahren einen Milchbauernhof an der Westküste. Doch die Arbeit war hart, Darren hatte gesundheitliche Probleme und sie orientieren sich neu. Vor zwei Jahren haben sie dieses Grundstück in der Nähe von Murchison entdeckt und mussten zuschlagen.
Die Gegend rund um den Bauernhof könnte Österreich ähnlicher nicht sein. Grüne Berge verzieren die Landschaft über einem wolkenverhangenen Himmel. Die Berge sind aus Kalkstein, die Wälder voller Buchen. Es gibt Höhlen und Seen. Im Winter schneit es.
Wir könnten genauso gut in den Alpen sein. Kein Wunder, dass die Bergregion "Southern Alps" genannt wird.
Reiseplanung #
Wir sitzen im Wohnzimmer. Jeder von uns in seinem Territorium.
- Sophia sitzt auf der Couch, mit Laptop auf dem Schoß.
- Manu sitzt auf dem Liegestuhl, mit Katze auf dem Schoß und Handy in der Hand (Heidi liebt es auf Manus Schoß zu liegen).
- Ich sitze Manu gegenüber, ebenfalls im Liegestuhl, ebenfalls mit Laptop am Schoß.
Wir planen wie es nach Neuseeland weitergehen soll. Murchison ist unser letzter Stopp auf dem Roadtrip.
Bald trennen sich unsere Wege und wir fliegen zurück nach Australien.
Wir könnten mit dem Zug von Adelaide bis Darwin durch die ungebändigte Mitte Australiens fahren und den Ayers Rock anschauen.
Oder einfach nur von Sydney nach Adelaide?
Oder doch von Sydney nach Brisbane und die Ostküste zumindest zum Teil bereisen?
Natürlich hängt auch alles davon ab, wie es nach Australien weitergeht. Sophia und ich wollen Inselurlaub. Nichts tun. Abschalten. Vom Reisen erholen. In Indonesien? Auf den Philippinen?
Oder mal ganz was anderes? Vanuatu? Französisch-Polynesien? Fiji?
Manu ändert bereits die vergangenen Tage über regelmäßig seine Pläne. Um sicherzustellen, dass uns auch nichts entgeht, hält er uns ständig auf dem Laufenden.
Es gibt so viele Länder auf dieser Welt. Langsam wird uns bewusst, dass wir in diesem Jahr auf Weltreise nicht alle davon sehen werden.
Christchurch #
Bei der Rückfahrt zum Ort wo vor vier Wochen alles begann, akzeptieren wir nun endlich, wie schön dieses Land ist. Wir müssen nicht mehr stoppen, um Fotos zu machen. Wir lassen die Landschaft einfach Landschaft sein.
Wir checken im Hostel, neben dem Flughafen ein. Manu und ich bringen das Mietauto zurück. Uns wird verkündet, dass wir in diesem Monat 4672 Kilometer gefahren sind. Viertausendsechshundertzweiundsiebzig. Eine mächtige Zahl.
Im Hostelzimmer treffen wir einen jungen Briten. Er ist gerade angekommen. In den nächsten Tagen wird er die Südinsel bereisen.
Für ihn beginnt die Reise, für uns endet sie.
Das Ende einer Ära #
"Wie wäre es mit dem?", fragt Sophia.
Sie reicht mir ihr Handy, auf dem Google Maps geöffnet ist. "Forest Lodge", steht da, anderthalb Stunden entfernt. "Forest Lodge?", denke ich.
Hört sich irgendwie cool an.