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Niqs Reisen

Writing Retreat

Ohne zu schreiben.

Ich muss feststellen, dass es extrem heiß ist. Wahrscheinlich kan ich deswegen nicht schreiben, denke ich, weiß aber unterbewusst genau, dass das nur eine faule Ausrede ist. Aber eigentlich gibt es gar keinen Grund sich deswegen schlecht zu fühlen. Schreibblockaden suchen Autoren und Autorinnen immer wieder mal heim und blöderweise erwischt's mich halt genau zu einer Zeit, die ich mir extra für's Schreiben reserviert hatte.

Nicht nur meine Ausreden sind faul, auch mein Alltag alleine in Pacifico. Ich schaue Serien und spiele Videospiele. Ich kaufe eine Taucherbrille und bade im Meer. Ich trinke grauslichen Instant Coffee. Ich vegetiere dahin.

"Einige meterhohe Palmen vorm Pacifico Strand und dem blauen Meer."

Der Dialog mit der Kellnerin von Karsada stellt einen der Höhepunkte meiner langweiligen Zeit in Pacifico dar, als ich dort zu Abend esse (im englischen Originalton™):

  • (Ich): "One banana shake".
  • (Kellnerin): "We don't have banana shake".
  • (Ich): "Ok, then one Coke".
  • (Kellnerin): "We don't have Coke, how about Sprite?".
  • (Ich): "Ok and one chicken breast with fries".
  • (Kellnerin): "We don't have fries".

Das kann man nicht erfinden. Dass die Zutaten auf Siargao immer wieder mal zur Neige gehen begegnet einem übrigens regelmäßig.

North Dirty Kitchen #

Mit David mache ich einen Ausflug zur "North Dirty Kitchen". Es stellt sich heraus, dass er genauso wie ich eine Sophia an seiner Seite hat. Sie lebt in Manila und er hat sie kennengelernt, als sie auf Siargao auf Urlaub war.

Er ist kein großer Fan von Manila. Nie im Leben würde er dort Moped fahren wollen. Ich erzähle ihm vom verrücken Verkehr Vietnams und dass jener Verkehr für mich gute Schule war.

Später fahren wir nach Tangbo. Dort gibt es, wie auf Siargao üblich, einen Secret Beach. Dieser ist tatsächlich gut versteckt, aber ich erinnere mich trotzdem an ein Holzschild, dass den Weg zum geheimen Strand anzeigt. Wir beobachten den Sonnenuntergang, sehen springende Fische und David erklärt mir, warum am Strand von Pacifico abends dutzende Krebse herumlaufen: sie suchen sich neue Muscheln als Zuhause.

"Der Sonnenuntergang beim Secret Beach von Tangbo. Es herrscht Ebbe, also erkennt man schroffe Felsen vorm Meer. Der Umriss von einige Personen und ein Hund sind im seichten Wasser erkennbar."

Er erzählt mir auch, dass hier am Strand viele Filipino-Touris aus Manila zu Besuch sind. Woher er das erkennt? Sie sprechen Tagalog und nicht Visaya, wie auf Siargao üblich.

Mehr Philippinen #

Es gibt noch viele andere Dinge, die einen vom Schreiben ablenken können. Zum Beispiel die Reiseplanung. Tatsächlich haben wir entschieden noch einen weiteren Monat auf den Philippinen zu bleiben. Doch wo wollen wir hin?

Etwa nach Tagaytay zum Taal Vulkan? In dessen Krater gibt es eine Insel. Der Vulkan selbst befindet sich ebenfalls auf einer Insel. Und natürlich ist wiederum diese Insel auf einer Insel, nämlich Luzon, der größten Insel der Philippinen. Wir sprechen also von einer Insel auf einem See auf einer Insel in einem See auf einer Insel. Auch das kann man nicht erfinden.

Oder wie wäre es in das kleine Bergdorf Sagada zu reisen? In der Mountain Province findet man die wenigen Orte auf den Philippinen, die nicht von den Spaniern während der Kolonialisierung erreicht wurden. Dort leben noch alte indigene Völker, die ihre Toten in hängenden Holzsärgen bestatten und an Klippen befestigen und in tiefer Verbundenheit mit der Natur leben.

"Writing Retreat" #

Mein erstes geplantes Writing Retreat war leider nicht erfolgreich. Geschrieben habe ich nicht. Also setze ich diesen Anglizismus einfach mal unter Anführungszeichen.

Aber trotzdem war es wichtig, wieder mal ganz bei mir zu sein.

"Die Wellen am Strand von Pacifico."

Zu sehen wie ich mich fühle und was für ein Glück ich habe, diese Reise machen zu dürfen. Beim nächsten geplanten Writing Retreat schreib ich ja vielleicht tatsächlich was.