Sophia, die schon Jahre zuvor am Victoria Peak war, wartet, bis wir in der Peak Tram Line sitzen, bevor sie feierlich offenbart:
Der Ausblick ist so geil, du machst dir in die Hose!
Es kommt nicht oft vor, dass Sophia etwas "geil" findet, geschweige denn so geil, dass man sich davon in die Hose macht. Der Ausblick dürfte also nicht schlecht sein.
In der Endstation der Standseilbahn befindet sich, ganz typisch für Hongkong, ein Einkaufszentrum. Bevor man also in den Genuss des besagten Ausblicks kommt, wird man erst durch einen kapitalistischen Irrgarten geschickt. Die Navigation durch das Einkaufszentrum wurde meiner Meinung nach absichtlich schlecht konzipiert, um Besuchende schön mit Konsum durcheinander zu bringen. Aber nicht mit mir! Wir widerstehen jedem Versuch uns Geld aus den Taschen zu ziehen. Es dauert eine Viertelstunde, bis wir endlich den Ausgang erreichen.
Der beste Ausblick der Welt? #
Der Ausblick ist, wie angekündigt, fantastisch. Man blickt vom grün bewaldeten Hügel herab auf die überragende Skyline Hongkongs. Die Gebäude schießen nur so in die Höhe und die Stadtlandschaft der urbanen Metropole vermischt sich mit der wunderschönen Natur. In der Ferne windet sich die Hügelschaft Kowloons über den Horizont. Davor fahren hunderte von Schiffen durch den Victoria Harbour. Ich erkenne das HSBC-Gebäude mit seinen am Dach platzierten Kanonen.
In Gedanken ordne ich den Ausblick in eine bestehende Rangliste an besten Stadtausblicken ein:
- Paris vom Tour Montparnasse.
- Tokio vom Tokyo Sky Tree.
- Graz vom Schloßberg (klarerweise).
Verdrängt der Ausblick vor meinen Augen Paris von der Spitze meiner persönlichen Rangliste?
Wir spazieren den Peak Hill Circle Track entlang und stoßen auf Filipinas, die, vermutlich beauftragt von reichen Hongkonger Familien, Hunde Gassi führen. Keine fünf Minuten vom touristischen Aussichtspunkt entfernt und das nervige Touristenblabla verwandelt sich in nicht minder nerviges Zikadenblabla.
90% aller Touris schaffen es gar nicht so weit.
Ach, Hongkong #
"Scheiß Hongkong!", wandert mir über die Lippen als wir später den Sonnenuntergang über Honkong Island beobachten.
Lamma Island und weitere Inseln der New Territories werden in das Abendrot getaucht und zum wiederholten Mal auf dieser Reise erreiche ich diesen Punkt, wo alles surreal wirkt. In diesem Moment kann ich nicht fassen, hier zu sein. In Hongkong, an einem Ort, von dessen Besuch ich seit Jahren träume.
Ich muss an Neuseeland denken und fühle mich drei Monate zurückversetzt. Ständig gibt es etwas zu fotografieren, zu notieren, zu beobachten.
Lass mich doch einfach mal zu Frieden, Hongkong!