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Niqs Reisen

Ein Visum, bitte

Die bürokratischen Abenteuer für Menschen, die ans andere Ende der Welt reisen.

Mit einem österreichischen Pass hat man gute Voraussetzungen, wenn man die Welt bereisen möchte. Laut dem Passport Index, der die Pässe aller 193 UN-Mitgliedsstaaten hinsichtlich ihrer Visumsfreiheit vergleicht, belegt der österreichische Pass weltweit den 3. Platz, ex aequo mit Schweden, Finnland, Luxemburg und der Schweiz. Nur für eine Handvoll Länder, der Großteil davon im Norden oder Zentrum Afrikas, ist die Ausstellung eines Visums vor Reiseantritt erforderlich.

Ähnlich gut geht es da meiner reizenden Reisebegleiterin Sophia. Der deutsche Pass ist sogar noch mächtiger und belegt den zweiten Platz der Rangliste, gemeinsam mit Frankreich, Spanien, Italien und den Niederlanden. Nur die Vereinten Arabischen Emiraten haben es noch besser.

Gestern habe ich mein Visum für die Einreise nach Australien und Neuseeland beantragt. Tatsächlich handelt es sich gar nicht um Visa, sondern sogenannte ETAs (Electronic Travel Authorization). ETAs sind in vielerlei Hinsicht unkomplizierter als Visa: Die Beantragung erfolgt online, sie kosten einen Bruchteil und sind innerhalb weniger Stunden oder Tage genehmigt.

Für Singapur, das auf unserer Reiseroute liegt, ist kein ETA erforderlich, aber Touristen müssen die Singapore Arrival Card beantragen.

Australien #

Die Beantragung des ETAs mit der Australian ETA App war großteils unkompliziert, abgesehen vom Scan des Reisepasses.

Zuerst muss man die Innenseite des Passes in einen Rahmen halten und darauf achten, dass es zu keiner Spiegelung kommt. Danach muss man den Chip des Passes mittels Scan auslesen, indem das Handy direkt auf die Vorderseite des Passes gelegt wird.

Der Scan des Reisepasses wird als Illustration dargestellt wie ein Handy über einen Reisepass gehalten wird. Darunter steht folgender Text: How to read passport chip. Place the mobile device on top of the passport's front or rear cover. Make sure that the mobile device is touching the passport cover with no gap between them. Darunter befindet sich die Aufforderung des Handys, den Scan zu beginnen.

Nach einigen gescheiterten Versuchen hat mir Sophia den entscheidenden Tipp gegeben, das Handycover abzunehmen. Tatsächlich erwähnt es die App auf der Erklärungsseite vor dem Scan, aber leider geht diese wesentliche Information dermaßen in Text unter, dass sie vermutlich niemals jemand liest und man sich erst ein paar Mal ärgern muss, bevor der Scan klappt.

Auf dem Chip sind übrigens nicht nur all jene Daten gespeichert, die auch am Pass abgebildet sind, sondern auch biometrische Daten. Ich bin mir aber sicher, die australischen Behörden gehen gut mit meinen Fingerabdrücken um.

Ein Schmankerl gibt's bei der Auswahl des Geburtslandes. Es lässt sich dort tatsächlich "East Germany" auswählen. Das hat Sophia als Kind der DDR natürlich vorschriftsgemäß gemacht.

Die Länderauswahl zeigt eine Suche, bei der die ersten Anfangsbuchstaben von Germany eingegeben wurden. Die gefilterte Liste zeigt "East Germany" und "Germany"

Am Ende der Beantragung möchte die App noch Zugriff auf den Standort, ohne zu erklären, warum das erforderlich ist, was mich als alten Datenschützer etwas ärgert.

Neuseeland #

Auch die Beantragung des neuseeländischen ETAs hat reibungslos funktioniert, diesmal sogar ohne Reisepass-Scan und Standortzugriff. Anscheinend kommt Neuseeland ganz ohne meine kostbaren Fingerabdrücke aus!

Insgesamt war die Benutzerführung in der NZeTA App um einiges angenehmer.

Eine Seite der neuseeländische ETA App zeigt das hochgeladene Photo und unterschiedliche Formularfragen, dessen Beantwortung für die Einreise erforderlich ist.

Mit der Bestätigung des ETAs wird man dann noch mit einem herzerwärmenden Biosecurity Video belohnt, das nicht müde wird zu betonen, dass eine 400 Neuseeland-Dollar Strafe blüht, wenn man sich bei der Einreise nicht an die erlaubten Güter hält.

Sophia und ich müssen wohl vor Einreise unsere Wanderschuhe reinigen, weil beim sensiblen Ökosystem Neuseelands ansonsten unerwartete Reaktionen auftreten könnten.

Oder aber wir verzichten auf die Reinigung und deklarieren unsere Wanderschuhe bei der Einreise. Laut Reddit hat dann ein netter Zollmitarbeiter das Vergnügen unsere Schuhe zu reinigen. Obendrauf ist die "Declare Goods" Schlange angeblich oft kürzer als "Nothing to Declare", was unsere Einreise beschleunigen würde.

Also womöglich versteckt sich hier sogar ein kleiner Travel Hack.

Singapur #

Die Singapur myICA App ist auf jeden Fall eines: Unnötig kompliziert. Sie wirft mit Fachbegriffen und Abkürzungen um sich, dass einem schlecht wird.

Die App zeigt eine Überschrift die "Foreign Visitor" lautet und unterschiedliche Auswahlmöglichkeiten in einer Liste, unter anderem "Foreign Visitor SGAC", "Submit Cargo Clearance" und "E-Pass Enquiry".

Da wir die Singapore Arrival Card aber ohnehin erst 3 Tage vor Anreise beantragen können ist das ein Problem für Zukunftssophia und Zukunftsniq.

Kosten #

Während die Einreise nach Australien 20 australische Dollar kostet (12 Euro), verlangt Neuseeland stolze 52 Neuseeland-Dollar (30 Euro). Aber das ist es bestimmt wert. 🐨

Die Einreise nach Singapur ist gratis. Yay! 🎉

Ein Visum, bitte #

Klar ist es anstrengend, Formulare auszufüllen, nur um ein Land bereisen zu dürfen. Aber es ist Jammern auf hohem Niveau, denn es ist nichts im Vergleich zur Beantragung eines Visums, das einem bürokratische Steine in den Weg legt: Genau die Art von Steinen, die man tunlichst meiden sollte.

Visumsfreiheit ist ein Privileg. Also nehmen wir dieses Minimum an Bürokratie gerne in Kauf, wenn wir dafür in diese tollen Länder reisen dürfen.

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