Ein Straßenhändler treibt in der Hitze von Ho-Chi-Minh-Stadt sein Unwesen. Er trägt eine Holzstange über seinen Schultern, an der einige Kokosnüsse befestigt sind. Er beobachtet den Weg und sieht ein junges Touristenpaar. Der eine ist ein junger Mann, der ein schwarzes T-Shirt und eine Basketballkappe trägt. Eine gelbe Bauchtasche hängt lässig über seiner Schulter. Seine Begleitung ist eine junge Frau, welche ebenso schwarzes T-Shirt und Kappe trägt. Der Straßenhändler wittert seine Chance.
Als er neben den beiden herspaziert werden sie auf ihn aufmerksam. Ich könnte mir doch einen Spaß erlauben, denkt der Straßenhändler und hängt seine Holzstange dem jungen Touristen um. Dann lächelt er ihm zu. Das Touristenpaar findet das äußerst amüsant. Und tatsächlich kaufen sie dem Straßenhändler zwei Kokosnüsse ab. Natürlich nicht zum ortüblichen Tarif. Er bemerkt, dass die beiden sichtlich mit den vielen Banknoten überfordert sind.
Als die beiden überlegen, ob das denn tatsächlich ein angemessener Preis für zwei Kokosnüsse war und ihr Geld wegstecken, ergreift ein weiterer Straßenhändler seine Chance. Er legt eine Truhe aus Holz auf den Aspahlt, in der Leim, Werkzeug und Schuhsohlen Platz finden. Dann stürzt er sich auf die Schuhe des Touristen und beginnt daran rumzuwerkeln. Der junge Mann hat keine Chance sich zur Wehr zu setzen. In dem Moment kommt noch ein dritter Mann dazu, hilft dem jungen Touristen aus seinen Schuhen in mitgebrachte Flipflops und wendet sich sogleich dem anderen Schuh zu. Der Tourist fügt sich seinem Schicksal. Die Herren reinigen seine Schuhe, stopfen kleine Löcher, schneiden Gummi zurecht und befestigen es an den Schuhsohlen.
Heute machen alle drei Männer ein gutes Geschäft. Der junge Tourist ist skeptisch, ob er dabei gut aussteigt.
Das war's mit meinen Sneakern #
Vier Wochen sind seit dem Überfall der Straßenhändler vergangen. Heute fliegen meine Schuhe auseinander. Dass wir beim gestrigen Ausflug im Morast unterwegs waren, macht die Situation nicht besser.
Als ich die heiß geliebten bunten Sneaker das letzte Mal auf meinen Füßen trage, werfe ich einen Blick auf die Innenseite der Lasche. "Made in Vietnam", steht dort. Natürlich.
Ich entsorge sie in ihrem Herkunftsland und nehme gemeinsam mit Sophia Abschied. Sie tut es mir gleich und trennt sich auch von ihrem Schuhwerk, ebenfalls made in Vietnam.
Danke, Vietnam für diese tollen Schuhe! Bis ich ein ebenbürtiges Paar gefunden habe müssen meine Wanderschuhe herhalten.