Bei den Blue Pools handelt es sich um tiefblaue Flussbecken, die am Weg zwischen der Westküste und dem Lake Wānaka liegen.
Als großer Freund der Farbe Blau kann ich mir diesen Anblick nicht entgehen lassen.
Verwirrende Schilder #
Bereits bei unserer Anfahrt nach Wānaka entscheiden wir, bei den Blue Pools Halt zu machen. Schließlich ist es ja nicht so, als hätten wir an diesem Tag schon genug erlebt.
Wir freuen uns über ein Schild, dass eine 45-minütige Wanderung für den Hin- und Rückweg ankündigt. Doch wenige Schritte später stellt sich uns ein weiteres Schild in den Weg:
- "Die Brücken sind geschlossen.", steht da.
- "Die Brücken haben das Ende ihres Lebens erreicht.", fährt es fort.
- "Man kann hier zwar entlang gehen, sieht aber nicht die Blue Pools.", resümiert es.
An der Formulierung hätte man noch feilen können, denn wir wissen nicht so recht, was das für unseren Ausflug bedeutet.
Schwarze Flussbecken #
Am Weg durch den Wald treffen wir auf gut informierte Reisende, welche die mangelnde Kommunikationsfähigkeit des Schildes kompensieren. Es stellt sich heraus, dass man die Blue Pools sehr wohl erreichen kann, man allerdings dafür einen strömenden Fluss durchqueren muss.
Als wir besagten Fluss erreichen, sind wir schon dabei die Schuhe auszuziehen. Doch ein englischer Tourist hält uns auf und hebt die Hand zur Warnung wie ein Leibwächter, der sich schützend vor eine Patrone wirft.
Nur bei günstiger Lichteinstrahlung nehmen die Blue Pools ihre namensgebende Farbe an. Da es bereits spät am Nachmittag ist, haben sie gerade wohl eher eine schwarze Farbe.
Enttäuscht brechen wir unseren Ausflug ab. Von wegen "Blue" Pools!
La ballade des gens heureux #
Ein paar Tage vergehen, bevor wir den nächsten Versuch starten.
Bei der einstündigen Fahrt vom Lake Wānaka kommen meine Reisebegleitenden in die Gunst meiner fantastischen Cheerful Playlist, die meiner Meinung nach großartig für das Autofahrten geeignet ist. Zu Simons großer Freude strotzt diese nur so vor französischer Musik.
"Zou bisou bisou" von Gilligan Hills und "Les Champs-Elysées" von Joe Dassin sind nur einige Schmankerl dieser Autofahrt. Doch spätestens bei "La Ballade de gens heureux" ist es um ihn geschehen.
Über Sophias berüchtigtes Nichtsingenwollen wurde an anderer Stelle bereits berichtet und Manus Organ wird in diesen Tagen hauptsächlich zu den einprägsamen Liedtexten von Fred again aktiviert.
Doch Simon ist wie immer nicht verlegen laut mitzusingen. Nachdem ich das Auto abstelle, lerne ich nicht nur, dass "bisou bisou" übersetzt "bussi, bussi" heißt und dass "La Ballade de gens heureux" auf Deutsch "die Ballade der glücklichen Menschen" bedeutet.
Zusätzlich bringt mir Simon am Weg durch den Wald noch den Refrain dieses erheiternden Liedes bei:
Je viens te chanter la ballade. (Ich komme, um dir die Ballade zu singen.)
La ballade des gens heureux. (Die Ballade der glücklichen Menschen.)
Französisch liegt mir leider nicht, weswegen ich mich in der Handelsakademie für Italienisch als zweite lebende Fremdsprache entschieden habe, erkläre ich Simon. Dann vertieft sich unser Gespräch über die Erlernbarkeit europäischer Sprachen. Ich bedauere dabei jeden, der Deutsch lernen muss. Simon stimmt zu. Wir sind uns auch einig, dass Spanisch im Gegensatz dazu verhältnismäßig einfach zu erlernen ist.
Simon spricht gutes Spanisch, also üben wir gemeinsam, da ich die Sprache gerade lerne, um meine Weltreise zu finanzieren.
Bildungskarenz sei Dank, dass sie all dies möglich macht!
Eiskalte Füße #
Beim Fluss angekommen gibt es erst mal schlechte Neuigkeiten: Es hat letzte Nacht geregnet, also ist die Strömung stärker als sonst. Es wird sehr anspruchsvoll sein, den Fluss zu überqueren, um die Blue Pools zu erreichen.
Doch wir stehen jetzt nicht zum zweiten Mal am Flussufer um wieder nach Hause zu fahren! Ich stecke meine Sachen in meinen wasserfesten Rucksack und nimm Sophias Hand.
Es ist nicht nur die Strömung, die uns zu schaffen macht. Es ist vor allem die Wassertemperatur. Das Wasser hat vielleicht zwölf Grad.
Am anderen Ufer angekommen, treffen wir drei Uruguayer aus Montevideo. Das ist die Gelegenheit noch mehr Spanisch zu üben! Natürlich muss ich sie bitten, genau die drei Fragen zu stellen, die ich auf Spanisch beantworten kann.
Grüne Flussbecken #
Danach machen wir eine schockierende Entdeckung: Die Blue Pools sind gar nicht blau. Sie sind grün!
Kurz überlege ich, ob ich beim Department of Conservation (dem neuseeländischen Pendant zum Alpenverein) Beschwerde einreichen soll.
Doch Sophia hat eine bessere Idee: "Lasst uns ein paar Photos machen und sie später blau einfärben!", entscheidet die Grafikerin.
Dann schmeißen wir uns tatsächlich ins kalte Nass. Obwohl es so kalt ist! Immerhin sind wir schon so weit gekommen.
Die gute Sophia hat Photoshop schlussendlich nie öffnen müssen. Die Blue Pools sehen auch in Grün gut aus.
Die vielen Farben der Blue Pools #
Es ist ganz egal, ob die Blue Pools nun tiefblau, türkis, schwarz oder grün sind. Unser Ausflug war auf jeden Fall ein buntes Abenteuer. 🌈