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Niqs Reisen

Sommer in Neuseeland

Wo die Welt am Kopf steht.

Wir haben's endlich geschafft. Wir sind in Neuseeland! Und hier steht die Welt nicht nur am Kopf, weil sie auf der anderen Seite der Erde liegt.

Hier steht die Welt wirklich am Kopf.

Die Autos fahren auf der linken anstatt auf der rechten Straßenseite. Die Fußgängerampeln blinken rot anstatt grün, wenn man nicht mehr lange Zeit hat, die Straße zu überqueren. Die Steckdosen erwarten sich Stecker mit drei flachen Stiften in Dreiecksanordnung anstatt zwei runden Stiften.

Und natürlich zu guter Letzt: im Feber ist hier Sommer anstatt Winter.

"Sommer" ist ein dehnbarer Begriff #

Der Sommer in Neuseeland ist allerdings nicht so wie man ihn in Mitteleuropa kennt. Es kann schon richtig warm sein. Tagsüber hat es oft zwischen 20° C und 25° C.

"Die Sonne scheint durch die Blätter eines Eukalyptus-Baumes. Im Hintergrund sind blauer Himmel und mehr Bäume zu sehen."

Aber kaum sitzt man im Schatten und der Wind bläst, wird es richtig frisch. Spätestens am Abend kann man die kurzen Ärmel vergessen. Da ist schon eine leichte Jacke ratsam.

Außerhalb der Stadt wird es noch kälter. In unserer ersten Nacht in den Bergen hat es zwischen 3° C und 7° C. Sogar in unseren Schlafsäcken in der Hütte frieren wir. Brrrr.

Ich bin aber zur Abwechslung mal glücklich mit dem Wetter. Fühlt sich nach Frühling in Wien an. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. So mag ich das.

Manuel #

In Christchurch gibt es ein Wiedersehen mit Manu. Manu habe ich als Kommilitonen in meinem Masterstudium kennengelernt. Er wohnt in Berlin und hat Neuseeland eine Woche vor uns erreicht. Er ist groß, aber nicht die schlacksige Art von groß. Er hat dunkle Haare, aber nicht ganz so dunkel. Er trägt runde Brillengläser und so gut wie immer Patagonia-Kleidung.

"Manu steht vor einer malerischen Landschaft eines Sees und Bergen im Hintergrund unter einem blauen Himmel. Er trägt eine rot-weiße Kappe mit blauem Schirm"

Manuel ist wohl der praktischste Mensch der Welt. So gut wie immer ist zumindest eines seiner Kleidungsstücke ein hochwertiges, atmungsaktives und stylisches Outdoor-Produkt von renommierten Marken wie Patagonia, Orthovox oder Fjällräven.

Auf allen seinen Reisen führt er sein praktisches und kompaktes Mikrofaserhandtuch mit sich. Ich hab Manu bestimmt 20 Mal in Wien als Gast empfangen und jedes Mal hat er meine Handtücher abgelehnt.

Auch meinen hausgemachten Kaffee aus der Mokkakanne lehnt er dankend ab. Er trinkt „Specialty Coffee“ oder wie er sagt „Käffchen“ und weiß wie es sich zu leben hat.

Kurzum: er ist der perfekte Reisebegleiter.

Manu ist, wie wir, auf Sabbatical und bis Ende Juni vom tristen Arbeitsalltag befreit. Wir werden in den nächsten Wochen gemeinsam durch Neuseeland reisen.

Christchurch #

In meinem Neuseeland-Reisebegleiter wird Christchurch (oder "Chch") als so britisch beschrieben, dass es britischer gar nicht mehr geht ("more British than the Brits").

"Straße mit Straßenbahngleisen, Bäumen und Straßenlaternen. Ein Haus aus rotem Backstein und weiße Häuser bei einem blauen Himmel mit leichter Bewölkung."

Da ich kein Experte dafür bin, zu bestimmen, ob Orte britisch sind, kann ich das wohl nicht gut beurteilen. Hier trotzdem ein Versuch.

Die dort ansässige University of Canterbury bietet eine ähnliche Ästhetik zu Hogwarts, dem zauberhaften Schloss aus Harry Potter. Very british.

"Grüner Innenhof der Universität. Ein großer Baum spendet Schatten über eine Fläche an der kleiner Pflanzen wachsen. Im Hintergrund stehen Tische mit kleinen Stühlen und Schirmen an denen vereinzelt Menschen im Schatten sitzen. Davor ist eine kleine begrünte Fläche, die von der Sonne bestrahlt wird. Ein roter herzförmiger Luftballon steigt über den Tischen auf."

Die namensgebende Region der Universität heißt "Canterbury". Very british. Die Häuser haben eine architektonische Ähnlichkeit zu Häusern in der britischen Vorstadt. Very british.

Ansonsten ist Christchurch wohl was sich Neuseeländer und Neuseeländerinnen unter einer Großstadt vorstellen. Mit 340.000 Menschen ist es die zweitgrößte Stadt nach Aukland (1,7 Millionen), das ganz im Norden der Nordinsel liegt.

"Blick auf einen Fluss. Im Hintergrund ist eine kleine Brücke für Fußgänger zu sehen. Rund um den Fluss wachsen grüne Pflanzen. Neben der Brücke steht ein Palmenbaum."

Die Hauptstadt Wellington hat gerade einmal 190.000 Einwohner:innen. Aukland war ursprünglich Hauptstadt des Landes, bis entschieden wurde, dass Wellington geographisch besser gelegen ist (an der Südspitze der Nordinsel) und das perfekte Bindeglied zwischen den beiden Inseln darstellt.

Ozeanischer Charakter #

Die Menschen, die hier leben, haben meiner Einschätzung nach keinen britischen Charakter. Sie ähneln in ihrer Umgangsform dem australischen Charakter. Der Ähnlichkeit in der Kultur geschuldet spreche ich zusammenfassend vom "ozeanischer Charakter". Ich bitte für das Über-einen-Kamm-Scheren bei allen Menschen aus Neuseeland und Australien um Entschuldigung.

Bezeichnend ist die lässige Umgangsform. Seit unserer Ankunft in Ozeanien vor einer Woche sprechen mich alle mit "Mate" (dt. Kamerad) an, so als würden wir uns alle jahrelang kennen.

Wenn ich meine Bestellung im Café aufgebe, heißt es "Thanks, Mate". Wenn ich jemanden die Türe aufhalte, höre ich "Cheers, Mate". Wenn ich im coolsten Eisgeschäft Neuseelands, im Rollickin Gelato, mein Eis bestelle, werde ich mit einem "Sweet choice, Mate" belohnt.

Hier in Ozeanien sind wir alle Mates.

Wandern in den Port Hills #

Nach all den Großstädten, die wir in den letzten Wochen gesehen haben, möchten wir nun endlich die Natur Neuseelands entdecken. Der Rāpaki Track ist südlich von Christchurch gelegen und führt über die Berge in den kleinen Ort Lyttleton. Die Hügellandschaft rund um Port Hills ist trocken und die Sonne brennt uns auf die Haut.

"Eine Schotterstraße die sich durch die trockenen, grasbewachsenen Hügel schlängelt mit einem Blick auf eines kleinen Ortes und der Küste im Hintergrund unter einem blauen Himmel."

Die Landschaft ist so trocken, dass es hier vergangene Woche Waldbrände gegeben hat. Rund 100 Menschen wurden evakuiert, doch glücklicherweise wurde niemand verletzt und die Schäden halten sich in Grenzen. Der lokalen Zeitung entnehme ich, dass der letzte Brand in der Gegend erst 2017 stattgefunden hat.

Die Bevölkerung und ein, meinem Verständnis nach, Baumexperte stellen das Anlegen der vielen Pinien hier in Frage. Die Pinie ist eine der brandanfälligsten Bäume der Welt und wurde Port Hills zum Verhängnis.

"Ich, Sophia und Manu stehen vor einem Feld mit trockenem Gras unter einem blauen Himmel, mit Bergen und einem blauen See im Hintergrund. Ich trage ein blaues T-Shirt und trage eine Kappe, Sophia trägt ein schwarzes T-Shirt und eine rote Kappe und Manu trägt ein dunkelblaues T-Shirt mit weiß-roter Kappe. Wir sehen einander an."

Die Sonne brennt so stark, dass ich mir an diesem Tag schon den ersten Sonnenbrand hole. Und zwar auf meinen Waden, was mir überhaupt noch nie gelungen ist. Bisher war ich davon überzeugt, dass meine Beine immun gegen UV-Strahlung sind. Ich habe mich offensichtlich getäuscht.

"Sophia auf einem Weg durch die trockenen, grasbewachsenen Hügeln unter einem blauen Himmel. Sie trägt eine rote Kappe, ein schwarzes T-Shirt, eine kurze schwarze Hose und grüne Socken."

Übrigens kann man Tiger Balm für vieles verwenden, aber für Sonnenbrände kann ich es nicht empfehlen. Riecht trotzdem gut.

Roadtrip #

Dann haben wir erst einmal genug von der Stadt. Nach langem Hin- und Her welches Auto wir mieten sollen, buchen wir schlussendlich ein Geländeauto und bereiten uns auf die große Reise vor. Wir verlassen Christchurch und unser Roadtrip beginnt.

Unser erster Stopp ist eine kleine Hütte in Castle Hill, in der wir zwei Nächte in den Bergen verbringen werden. Wir wissen noch nicht wie es danach weiter geht. Doch diese Ungewissheit ist Teil unseres Abenteuers.

Sommer in Neuseeland #

Der Winter in Wien ist endgültig vorbei. Die lange Reise hat sich ausgezahlt. Nun beginnt unser Sommer in Neuseeland.

Hier funktioniert die Welt ein bisschen anders. Das Autofahren auf der linken Seite ist unser erster Versuch uns in diese unbekannte Welt zu integrieren.

Es wird noch dauern, bis wir alte Gewohnheiten ablegen und endlich lernen den Blinker, anstatt den Scheibenwischer zu aktivieren (ja, auch das ist vertauscht). Es wird noch dauern, bis wir die Stecker mit den drei flachen Stiften nicht mehr komisch finden. Es wird noch dauern, bis wir alle mit "Mate" ansprechen.

Aber so ist das eben, wenn die Welt am Kopf steht. 🙃