Es kam, wie es kommen musste. Siargao macht dicht. Heute wird wegen einer geplanten Wartungsarbeit am Stromnetz die ganze Insel ohne Strom sein. Ganz im Gegensatz zum "Brownout", der Fluktuation der Stromspannung, im Falle von Siargao aufgrund übermäßigen Strombedarfs, wird beim "Blackout" die Energieversorgung komplett gekappt.
Doch Sophia und ich sind schlau. Denn wir kennen einen Ort, einen Zufluchtsort. Wo alles egal ist und wir einen schönen Tag verbringen können, Strom hin oder her. Dieser Ort heißt Canijugan Peak.
Das gute Leben #
Während die Welt um uns herum stromlos ihr Dasein fristet, machen wir unser Ding. Blog schreiben, Shakes trinken, die Aussicht genießen. Es stellt sich heraus, dass es hier oben sogar Strom gibt, Solarkraft sei Dank. Wir setzen uns in die kleine Holzhütte und ich nütze meine produktive Schreibphase. Wir sind überzeugt: hierherzukommen war die beste Idee überhaupt.
Eine kleine Holzplattform bietet Ausblick auf die schöne Insel. Es ist der perfekte Ort, um Fotos zu machen. Das lässt sich ein Filipino mittleren Alters nicht zweimal sagen. Er lässt sich von seiner Begleitperson abfotografieren mit diesem fantastischen Palmenhintergrund. Er posiert sogar und setzt sich lässig auf die Plattform. Sein Fotograf bekommt genaue Anweisungen.
Mike #
Er ist gut drauf und lacht immer wieder freundlich. "Ist das nicht schön hier?", fragt er auf Englisch. "Oh ja", antworten wir. Wir plaudern etwas, er auf seiner Plattform, wir in unserer Hütte und er stellt sich als "Mike" vor. Mike erklärt, dass er auf allen seinen Reisen einen Fotografen braucht. Überall wo es ihn hinverschlägt, lässt er diese fantastischen Fotos von sich machen.
Später erzählt er, wo es den besten Sonnenuntergang auf Siargao gibt, in der Nähe der Catangnan-Bridge, die nicht umsonst auch "Sunset Bridge" genannt wird, in einem Lokal namens "Ocean 101 Beach Resort". Auch hier oben gibt es einen Aussichtspunkt, der ist schon okay, aber in seinem Leben hat er schon bessere gesehen.
Mike zeigt uns seine zahlreichen Reisen auf seiner Facebook-Seite. Egal wo er ist, ist er perfekt in Szene gesetzt. Immer wieder tauchen Fotos mit einer älteren Frau auf. "Das ist meine Mum. Ich hab sie wirklich über alles geliebt". Dann merke ich wie er mit den Tränen kämpft. "Im Februar ist sie von uns gegangen."
Mike lebt in der Nähe vom wunderschönen Mayon, einem Vulkan, der den Ruf einer der schönsten Vulkane der Welt genießt. Er lädt uns auf seinen Bauernhof ein. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick auf den Vulkan. Wir wollen schon aufbrechen, um uns den Sonnenuntergang vom nicht so ganz besonderen Aussichtspunkt anzuschauen, doch Mike lässt uns nicht gehen. Er bietet uns seine Facebook-Freundschaft an und darauf steigt Sophia ein.
Sunset View #
Der Sonnenuntergang ist schon ganz okay, ist mein Resümee. Mike hatte recht. Es gibt bessere Spots.
Dann sehen wir uns sein Facebook-Profil nochmal genau an. Warte, was? Mike Ong? Ong, der Name sagt mir doch was? Ist er der mysteriöse Mr. Ong? Der Mr. Ong, an den eine Karte adressiert war, die aus unerfindlichen Gründen in unserem Hotelzimmer in Manila am Tisch lag?
Der mysteriöse Mr. Ong #
Am Weg zurück erwischen wir ihn nochmal. "Mike, warst du schon mal im Savoy Hotel in Manila?", frage ich ihn aufgeregt und voller Hoffnung. Der Zufall wäre zu perfekt. "Nein", muss er mich enttäuschen. "Aber Ong ist auch ein häufiger chinesischer Name", erklärt er. Sein Opa war Chinese und hatte eine Filipina geheiratet, Mike ist somit zu 25 % Chinese, rechnet er stolz vor. Schade, das wäre auch zu cool gewesen.
Wer der gesuchte Mr. Ong war, bleibt wohl für immer ein Mysterium.