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Niqs Reisen

Roys Peak

Vom Kühle stehlen, Schafe fotografieren und Gipfel erklimmen.

Was haben Roberts Point und Roys Peak gemeinsam? Auf jeden Fall mal einen Genitiv und dieselben Initiale. Doch wo ist der Apostroph?

Bevor ich jetzt allzu sehr in grammatikalische Analysen abspringe, kommt hier die Aufklärung und endlich mal wieder etwas über Neuseelands Geschichte.

Benannt ist der Aussichtspunkt (Point!) nach George J. Roberts. Dem "Chief Surveyor and Commissioner of Crown Lands for the Westland District". Also, bei so einem Titel ist die Widmung eines Aussichtspunktes ja wohl das Mindeste.

Bei Roys Peak handelt es sich ebenso wenig um "Roy seinen Peak". Es handelt sich um einen Gipfel (Peak), benannt nach einem vermeintlichen schottischen Helden, Rob Roy MacGregor, ein früher Siedler Neuseelands.

Obwohl er als Held gefeiert wurde, hat er Kühe gestohlen, Whiskey und andere Güter geschmuggelt und sich gegen die Autoritäten aufgelehnt.

Na servas, was für ein Held!

Keine Morgenwanderung #

Trotz der populären Meinung unter Wandernden in Wānaka, diese Wanderung vor Sonnenaufgang zu machen, ist es heute schon 10 Uhr.

Fürs frühe Aufstehen fehlt mir aktuell die Energie. Doch habe ich nicht mit dem erbamungslosen und vor allem baumlosen Aufstieg der heutigen Wanderung gerechnet.

Das Wetter ist schön. Aber fast schon zu schön. Weil heute brennt uns die Sonne ordentlich auf den Schädel.

Gedankliche Ordnung #

Ich kann den Roys Peak Track in zwei Worten zusammenfassen: "Unfassbar anstrengend". Er ist kein bisschen technisch anspruchsvoll aber dafür mehr als ein großes Bisschen steil. Es geht aufi. Aufi, aufi und nochmal aufi.

Das Bergauf eignet sich großartig, um abzuschalten und sich Dinge durch den Kopf gehen zu lassen. In meinem Fall denke ich über einen Blogartikel nach, dessen Aufbau ich nun gedanklich ordne. Das liebe ich am Wandern. Hat man ein Problem, das einen beschäftigt, einfach mal eine Stunde lang bergauf wandern, da löst sich jeder gedankliche Knoten.

Bei einer Pause, in der ich meine Erkenntnisse notiere, höre ich Koreanisch. Und prompt tauchen zwei koreanische Mädls auf. Ich hab ein gutes Ohr für Koreanisch, denke ich stolz, war ich doch mit einigen Koreaner:innen auf Erasmus und vor einigen Jahren in Südkorea. Als ich sie frage, bestätigt sich meine Vermutung. Sie kommen aus Seoul.

Es ist ein internationales Bedürfnis auf dem Roberts seinen Gipfel zu steigen und ein paar Kühe zu entführen!

Unfassbar anstrengend / Aufi #

Wenn wir uns während all der Anstrengung zur Seite drehen, sehen wir den dunkelblauen Lake Wānaka. Wir sehen die wunderschönen brauen Schiefergestein-Berge, für welche die Gegend so bekannt ist. Die Landschaft weist kaum Vegetation auf. Braune und dunkelgelbe Büsche sind alles, was die Flora hier zu bieten hat.

"Der Wanderweg führt an gelben und dunkelgrünen Büschen vorbei. Am Weg spaziert Sophia entlang, dahinter sieht man blauen Himmel mit einigen Wolken, eine Berglandschaft und den blauen Lake Wanaka"

Am Berg treffen wir immer wieder auf Schafe. Eines davon klettert auf einen Felsvorsprung. Es stellt sich so in Szene, als würde es sich sogar von einem erwarten, dass man es fotografiere und die Instagram-Welt mit seiner Schönheit beglücke.

"Ein Schaf stellt sich am Berg auf einen Felsvorsprung. Umgeben ist es von trockenen gelben Gras und einigen grünen und braunen Büschen."

Der Aufstieg bleibt durchgehend anstrengend und wir werden langsam müde. Hab ich schon erwähnt wie unfassbar anstrengend der Aufstieg ist?

Roys Peak #

Nur mit der Kraft eines Podcasts schaffen wir es bis nach oben. Sophia, die großzügige Freundin, die sie ist, teilt einen ihrer kabellosen Kopfhörer mit mir.

Kurz vorm Ziel, als uns schon alle Kräfte verlassen wollen, kommt uns noch eine Frau entgegen. "You're almost there! It's literally just five more minutes!", versichert sie uns. Okay, danke.

Nach einer kurzen Rast am Gipfel und fantastischen Burritos, die wir vorausschauend als Jause eingepackt hatten, genießen wir den spektakulären Ausblick. Was ist so toll daran?

"Ich sitze mit meiner Wasserflasche am Boden und blicke Richtung brauner Berglandschaft. Darunter ist ein blauer See zu erkennen."

Naja, da wäre mal Lake Wānaka. Der schöne, blaue Lake Wānaka. Den ganzen Aufstieg lang begleitet uns der Blick auf den wunderschönen See. Auch begleitet uns der Gedanke, ob das überhaupt die ganze Anstrengung wert sei? Der Ausblick nach 20 Minuten Wanderung ist doch eigentlich schön genug.

Doch nein, man hat erst alles gesehen, wenn man beim Roys Peak ist. Man sieht nicht nur den See, man sieht auch noch ins Tal nebenan hinein.

"Ein schmaler Pfad führt zu einem Aussichtspunkt am Roys Peak. Der Pfad ist umgeben von dunkelgrünen Büschen. Im Hintergrund sieht man eine braune Berglandschaft und einen blauen See der sich durch das Gebirge windet."

Man hat diesen fantastischen Blick in die Ferne und sieht wie sich der See in diese grandiose Berglandschaft windet. Eigentlich wär's gar nicht so schlecht gewesen bei Sonnenaufgang rauf zu marschieren.

Die Couple-Fotos, die hier entstehen werden von zwei talentierten taiwanesischen Mädls gemacht, die ich kurz falsch auch als Koreanerinnen einschätze.

"Sophia und ich posieren vorm malerischen Lake Wanaka und der Berglandschaft. Sophia steht erhöht, hat ihre Wanderstöcke in der Hand und sieht mich an während ihre Hand meine Schulter berührt. Ich halte meine Hände auf meine Wangen und versuche eine klassische koreanische Photopose zu imitieren."

Tja, da hat das Korea-Radar wohl versagt.

Wo ist Manu? / Owi #

Beim Weg nach unten lassen die Kräfte nach. Hab ich schon erwähnt, dass diese Wanderung unfassbar anstrengend ist? Nur mit der Kraft eines weiteren Podcasts gelingt es Sophia und mir, den Abstieg anzutreten. Sie besitzt erneut die Güte zu teilen. Diesmal einen ihrer Wanderstöcke.

Wo ist eigentlich der Manu? Bei der Wanderung nach oben, empfindet er wie ich, erzählt er mir vorhin. Das Bergaufgehen eignet sich großartig zum Nachdenken.

Er ist kurz nach Beginn der Wanderung losgedüst und seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen. Beim Roys Peak treffen wir ihn nicht. Kurz davor, als wir noch Empfang hatten, schreibt er, dass er noch weiter nach oben marschiert. Ja genau, nach dem Roys Peak gibt's noch einen Peak! Uns ist das zu anstrengend.

"Vom Roys Peak windet sich ein weiterer Pfad hinauf zu einem weiteren Berggipfel. Der Pfad ist sonnendurchflutet, der Gipfel liegt im Schatten einer Wolke."

Noch dazu setzt jetzt die Nachmittagshitze ein. Wir lassen uns bei dem einzigen schattigen Platz nieder, den der gesamte Wanderpfad zu bieten hat und blicken zum Lake Wānaka herab. Wir sehnen uns nach einem kalten Speight, dem neuseeländischen Bier unserer Träume. Wir sehnen uns nach einem Sprung ins kalte Nass. Wir sehnen uns nach einem guten Milkshake in Albert Town.

Doch wo bleibt Manu? Meine Nachricht von vorhin, uns doch ein Lebenszeichen zu geben bleibt unbeantwortet. Zehn Minuten vergehen. Kein Wort von Manu. Weitere zehn Minuten vergehen. Manu?

Ich male mir schon Horrorszenarien aus. Die Wanderung war schon unfassbar anstrengend (erinnert ihr euch?). Was, wenn ihm was passiert ist?

In dem Moment fliegt ein Hubschrauber Richtung Gipfel.

Manu?!

Manus Rückkehr #

Nach weiteren zehn Minuten, wo ich mich schon frage, wie das so wird ohne unseren treuen Reisebegleiter, taucht er auf. In Begleitung einer jungen Frau kommt er uns fröhlich entgegen.

Ich schließe ihn in eine Umarmung und freu mich, dass er noch am Leben ist. Die junge Frau ist Nathalie. Manu hat sie vor Wochen in Wellington kennengelernt und sie haben sich am Weg zum Gipfel nach Absprache getroffen.

Wie nett!

Baden in Lake Wānaka #

Es ist so heiß. Und es war so unfassbar anstrengend.

Wir fahren ein Stück und springen in den kalten, erfrischenden Lake Wānaka. Es ist so kalt, dass die Erfrischung unmittelbar ist.

Oh, wie ich dankbar für dieses Stück Gewässer bin.

Roys Peak #

Am Abend sind wir alle erledigt. Warum? Weil es unfassbar anstrengend war. Aber das habe ich glaube ich schon erwähnt. 😮‍💨

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