Sophia ist glücklich.
An diesem Tag kenne ich sie schon drei Jahre lang. Und obwohl ich sie in dieser Zeit schon oft glücklich gesehen habe, frage ich mich, ob ich sie schon jemals so glücklich wie hier und heute gesehen habe.
Sayang! #
Die Welle kommt. David fragt, ob ich bereit bin. "Let's go!", rufe ich.
Dann schubst er mich in die Welle. Elegant stütze ich meinen Oberkörper auf und stelle die Beine auf das Surfbrett. Ich spüre die Welle unter mir. Ich lasse mich von ihr tragen und nimm die pure Glückseligkeit wahr, die ich auch vom Snowboarden kenne. Dann denke ich an Davids Tipp und drücke das Brett in die Welle rein, wieder und wieder. So werde ich noch schneller. Als ich den Strand erreiche, lasse ich mich ins seichte Wasser fallen. Es war der bisher längste Wellenritt meines Lebens. David jubelt.
Heute stehen wir ein letztes Mal am Surfbrett, bevor es morgen nach einem Monat Siargao zurück nach Manila geht. David gibt mir gutes Feedback. Zum Beispiel zu meiner Position am Surfbrett. Wenn ich das Gewicht zu weit nach vorne verlagere, taucht das Brett beim Wellenritt mit der Vorderseite ins Wasser ("Nosedive"). Bin ich hingegen zu weit hinten, falle ich vom Brett. Auch zur richtigen Position meiner Beine nach dem Pop-Up hat er Feedback. Das Ziel ist möglichst in der Mitte zu stehen.
Heute erwische ich fast jede Welle. Wenn es mal nicht klappt, ruft David "Sayang!". Das ist Visaya für "Better luck next time!".
Surfen in Pacifico ist wie immer grandios.
Frische Kokosnuss #
Der Kübel mit kaltem Wasser kommt genau recht, um sich das Salzwasser abzuwaschen und sich nach dem Surfen zu erfrischen. David hat einige Kokosnüsse vorbereitet. Er zückt die Machete und schlägt einen Teil einer Kokosnuss ab, sodass man daraus trinken kann. Ambum, Sophias Surflehrer, greift ebenfalls zur Machete und schnitzt eine Art Kokosnusslöffel, die wir nützen, um das Fruchtfleisch abzuschaben.
Anscheinend kann jeder Filipino mit der Machete umgehen.
Davids Alpensehnsucht #
Wenn sich David ein Land aussuchen könnte, würde er in die Schweiz reisen. Er kennt das Land von Instagram. Er meint, er hätte noch nie so hohe Berge, geschweige denn Schnee gesehen. In diesem Moment sehen Sophia und ich einander an. Anscheinend ist ihm nicht bewusst, dass zwei Drittel der Fläche unserer Heimat von Bergen eingenommen wird.
Wir zeigen ihm Fotos vom Salzkammergut, vom Attersee und Schafberg, von Innsbruck, der Nordkette, von Graz und Wien. Ich verspreche David, dass ich ihm ein Schneefoto schicke, wenn ich zurück in Österreich bin.
Abschied von Mofi #
Wie bei allen Mopeds auf dieser Reise, fällt mir auch der Abschied von Mofi nicht leicht.
Heute Morgen hatte ich das letzte Mal das Vergnügen die einstündige Fahrt von Malinao nach Pacifico zu unternehmen. Während der Fahrt wird mir bewusst, wie gut ich inzwischen Moped fahren kann. Ich fahre im Windschatten fremder Tuktuks, halte mich an deren Geschwindigkeit und Fahrmanöver an. Die Gedanken kommen in Gang und ich habe wunderbare Ideen.
Wir machen erneut Halt am Coconut Viewpoint und genießen den Ausblick. Diesmal sogar ganz ohne Platten.
Als wir Pacifico erreichen, läuft uns zufällig David über den Weg und wir machen gemeinsame Fotos.
600 Kilometer lang hat uns Mofi begleitet. Einiges hat es uns an Nerven gekostet. Und jetzt ist es Zeit, Abschied zu nehmen.
Glücklich #
Sophia ist glücklich. Kokosnuss-schlürfend, im Pacifico-Meer-schwimmend. Absolut glücklich!
Pacifico, wir werden dich nie vergessen!