Seit Wochen begleitet mich eine großartige Idee: mich ein paar Tage an einen ruhigen Ort zurückzuziehen und mich auf das Schreiben. Oder um es auf Neudeutsch zu sagen: ein Writing-Retreat.
Klarerweise kommt dafür nur ein Ort in Frage: Pacifico.
Zurück nach Pacifico #
Sophia vermisst Pacifico, also nehme ich sie mit. Ihr Plan ist es, ein Chicken Adobo im Lebron James zu essen, eine Runde schwimmen zu gehen und mich dann für ein paar Tage alleine zu lassen, sodass ich mich voll und ganz dem Schreiben widmen kann. Sophia schnallt sich meinen Rucksack um und setzt sich hinter mich auf Mofi. Und wir fahren los, zurück nach Pacifico!
Don Paulito #
Wir sind eine halbe Stunde unterwegs, als sich ein schreckliches Gefühl bemerkbar macht, das ich leider schon mal erleben musste. Ich spüre, dass mein Hinterrad ausschlägt. Bilde ich mir das nur ein?
Doch kurz darauf merke ich es wieder. Es ist ein klarer Fall. Ich habe schon wieder einen Platten. Also schiebe ich das Moped zurück in den kleinen Ort, durch den wir gerade gefahren sind. Es handelt sich um ein Dorf, mitten im Nirgendwo, das den Namen "Don Paulito" trägt.
Die zwei Mechaniker, die in der Werkstatt arbeiten, sind extrem nett und wirken sehr kompetent. Und wie für die Filipinos auf Siargao üblich tragen sie kein Leiberl! Sie widmen sich jedenfalls dem Problem mit sehr viel Sorgfalt:
- Sie entfernen den Schlauch des Hinterreifens.
- Sie legen ihn in eine Wasserschüssel um das Loch ausfindig zu machen.
- Sie tragen einen Vulkanisationskleber auf die beschädigte Stelle auf.
- Sie machen ein offenes Feuer, damit sich der Kleber mit dem Gummi des Reifens verbindet.
Das ganze Prozedere dauert sehr lange, also machen wir uns währenddessen auf die Suche nach einem Café. Aber "Don Paulito" ist so winzig, dass es gerade mal einen kleinen Lebensmittelhandel gibt, bei dem wir ein ganzes Kilo Instant-Coffee kaufen müssen. Die Dame ist so nett, dass sie uns zwei Tassen mit heißem Wasser zur Verfügung stellt, in denen wir das "köstliche" Gebräu auflösen können.
Nach anderthalb Stunden ist Mofi wieder topfit und die Fahrt kann weitergehen. Noch dazu bietet einer der Mechaniker an, unser zukünftiger Surflehrer zu werden. Anscheinend kann jeder Filipino auf Siargao surfen.
Coconut Viewpoint #
Der nächste Halt ist diesmal geplant. Am Coconut Viewpoint, wie es der Name verrät, hat man einen fantastischen Blick auf die tausenden Kokosnusspalmen der Insel.
Wir trinken eine Kokosnuss und beobachten eine typische philippinische Blödelei. Da der Ort so touristisch ist, haben viele der Händler, die Strohhalme aus Bambus verkaufen, einen Zweitjob: sie arbeiten als menschliche Drohnen.
Das bedeutet, dass sie für die zahlreichen Besuchenden Videos mit deren Handys machen und dabei Luftaufnahmen ähnlich einer Drohne nachahmen.
Maasin #
Kurz darauf spüre ich wieder wie mein Hinterrad ausschlägt. Ganz genau! Ich habe schon wieder einen Platten. Ich bin extrem genervt und frage mich, ob wir's heute überhaupt noch nach Pacifico schaffen.
In Maasin angekommen gebe ich mich dann geschlagen. Wir lassen Mofi in einer Werkstatt zurück und bitten den Mechaniker, dass er uns ein Tuktuk organisiert. Doch Tuktuk haben sie keines. Sie haben nur ein Habal-Habal.
Habal-Habal #
Das Habal-Habal ist der Inbegriff des philippinischen Motorrad-Taxis. In unserem Fall handelt es sich um ein großes Motorrad, das über ein Sonnendach verfügt. Der beleibte Fahrer schnallt sich meinen Rucksack um den Bauch und bittet uns aufzusteigen. Wir setzen uns eng aneinander gepresst hinter den Fahrer und die Fahrt kann losgehen.
Es ist extrem unangenehm, doch inzwischen ist mir schon alles egal. Ich will endlich nach Pacifico.
Ein langer Weg nach Pacifico #
Nach mehreren Stunden der Anreise erreichen wir endlich den Ort unserer Träume. Das Chicken Adobo schmeckt noch besser als wir's in Erinnerung haben, das Meer ist noch erfrischender und David sagt hallo.
Es ist ein langer Weg nach Pacifico.