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Niqs Reisen

Athen zum halben Preis

Die perfekte Jahreszeit für Griechenland.

Bereits an unserem zweiten Tag in Griechenland machen wir eine wichtige Erkenntnis: der Februar ist gut geeignet um in diesem Land Tourist zu sein.

Aber bevor wir vollumfänglich zu dieser Erkenntnis kommen, brauchen wir ein Öffi-Ticket für die nächsten Tage.

Für nur 8,20 € kann man 5 Tage lang in den Genuss der Öffis kommen.

Lykabettus #

Wir machen einen Ausflug zum Lykabettus, den Stadtberg Athens. Von dort aus soll man einen großartigen Blick über Athen haben und sogar bis zum Meer sehen können. Wir kommen dort in sportlichem Wanderoutfit an und erwarten uns einen harten, anspruchsvollen Aufstieg. Es dauert allerdings gerade einmal 15 Minuten und wir sind fast ganz oben.

Wir gönnen uns in einem Café mit fantastischem Ausblick unser griechisches Lieblingsgetränk: Freddo Espresso.

Der Blick vom Lykabettus Richtung Akropolis. Ein blauer Himmel mit leichtem Wolkenschleier und Kondensstreifen. Darunter weiße Häuser und Grünflächen, in der Mitte auf einer Erhebung, die Akropolis.

Eine Schildkröte gesellt sich zu uns. Sie klettert den Berg hinauf und sucht sich unterhalb des Cafés einen guten Platz in der Sonne.

Sie hätte sicher auch gerne einen Freddo Espresso.

Anafiotika #

Am nächsten Tag planen wir einen Ausflug ins Archäologische Nationalmuseum. Da am Weg dorthin allerdings die Öffis streiken, steigen wir ein paar Stationen früher bei der Akropolis aus. Dort entdecken wir den sympathischen Stadtteil Anafiotika.

Angelehnt an den Baustil der typisch für die Klyaden ist, einer griechischen Inselgruppe, finden sich hier kleine, verwinkelte Gassen. Weiße Terrassenhäuser wurden direkt an den Nordosthang der Akropolis gebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich hier Siedler der Insel Anafi (daher der Name) niedergelassen und das Viertel ganz im charakteristischen Baustil ihrer Heimat errichtet. In den kleinen Gassen ist es ruhig. Wir treffen kaum andere Leute. Hauptsächlich treffen wir auf streunende Katzen, welche die Gegend zu ihrem Zuhause gemacht haben. Über die engen Gassen schlängeln wir uns Richtung Akropolis hoch.

An einem pittoresken Aussichtspunkt sitzt ein alter Mann mit Hut und Sonnenbrille und spielt ein Lied auf seiner Bouzouki, einem griechischen Musikinstrument, das der Mandoline sehr ähnlich zu sein scheint. Dimitrius freut sich über neugierige Menschen, denen er von der Geschichte Anafiotika erzählen kann. Außerdem lässt er sich gerne über unfreundliche Touristen aus, die ohne Erlaubnis Photos von ihm machen (wir zählen natürlich nicht dazu).

Er ist sehr interessiert an uns, erzählt von seiner ersten und einzigen Erfahrung als Skifahrer in Kitzbühel (er hat sich verletzt), singt ein Lied für Sophia ("It's a greek name!") und er freut sich sehr über unsere heutigen Pläne. Er meint, jeder würde in's Akropolismuseum gehen und er ist beeindruckt, dass wir stattdessen das weniger touristische Archäologische Nationalmuseum besuchen.

Von Anafiotika hat man einen super Ausblick zum Lykabettus, unserem Schicksalsberg. Liebe Grüße an die Schildkröte!

Blick zu einem Himmel, der von oberen Rand bis zur Mitte des Bildes reicht und einen Farbverlauf von Dunkelblau zu weiß am Horizont darstellt. In der Mitte findet sich ein kleiner Hügel, mit kleinem Abstand erhebt sich ein größer Hügel, der Lykabettus. Darunter sind viele weiße Häuser zu sehen und am unteren Rand des Bildes sieht man eine grüne Pflanze.

Dank Dimitrius fühle ich mich nur bestätigt, hinsichtlich unserer weiteren Tagesplanung.

Archäologisches Nationalmuseum #

Das Museum liegt einen fast 30-minütigen Fußmarsch vom Stadtzentrum entfernt und macht es uns anfangs sehr schwer seinen Eingang zu finden. Erst nachdem wir das Gebäude komplett umrundet haben, finden wir hinein. Leute, die wissen wie sehr mir das Thema Barrierefreiheit am Herzen liegt, können sich vorstellen, dass mir an der Stelle das eine oder andere Schimpfwort über die Lippen wandert. So a Schas!

Der Eintritt ist in der Nebensaison um die Hälfte reduziert. Für nur 6 € statt 12 € dürfen wir großartige Schätze der griechischen archäologischen Geschichte besichtigen. Leider fallen wir schon nach einer halben Stunde negativ auf. Und das gleich zweimal.

Zuerst macht Sophia den großen Fehler, sich auf einer der Bänke niederzulassen. Die Erschöpfung tritt ein, also legt sie sich hin, worauf sie von der Museumsangestellten ausgeschimpft wird. Oder war es das Fotoshooting, das wir gemacht haben, weil ich natürlich einer Sophia in dieser Pose vor rotem Hintergrund nicht widerstehen kann?

Vor einer tiefrot gestrichenen Wand liegt Sophia auf einer hölzernen, lackierten Bank. Sie hat lange Locken und trägt ein grün-weiß gestreiftes Hemd, schwarze Leggins und hellgraue Sneakers. Der Boden besteht aus grauem Marmor.

Kurz darauf erwischt sie mich dabei, wie ich mich vor eine Statue des Zeus stelle und versuche seine mächtige Geste nachzuahmen.

Anscheinend wurde das von der Museumsangestellten nicht minder respektlos wahrgenommen wie zuvor Sophias geplante Rast ("no posing!").

Ich stehe auf dem hellorangen Boden des Museums vor einer dunklen, brozenen Statue. Ich trage eine nach hinten gedrehte, beige Kappe, eine dunkelgraue Fleecejacke, eine rote, kurze Hose mit Leggins und weiße Sneaker. Ich ahme die Geste der Statue nach: Ich stehe seitlich, den rechten Arm habe ich abgewinkelt nach oben und den linken Arm nach vorne gerichtet.

Fun Fact: Es ist gar nicht sicher, dass die Bronzestatue tatsächlich Zeus abbildet. Die Geste der Figur stellt entweder den griechischen Göttervater dar, wie er symbolisch einen Blitz in der Hand hält oder aber Poseidon, der einen Dreizack hält. Es ist wohl wahrscheinlicher, dass es sich um den guten Zeus handelt, was mein Delikt natürlich um einiges gravierender macht.

Kurz darauf stellen wir uns aber wieder gut mit der Museumsangestellten, nachdem wir sie fragen, wo denn der Mechanismus von Antikythera ausgestellt sei. Das zaubert ihr tatsächlich ein Lächeln auf das Gesicht und die Welt ist wieder im Reinen.

Im Jahr 1900 entdeckten Schwammtaucher vor der Küste von Antikythera in 50 Meter Tiefe ein gesunkenes Schiffswrack. Darin fanden sich einige Bronzestatuen, Skulpturen aus Marmor, sowie allerlei Vasen und Münzen. Der bedeutendste Fund des Schiffswracks war allerdings der Mechanismus von Antikythera. Es handelt sich um ein Objekt, das mit Zahnrädern und Ziffernblättern ausgestattet war und Inschriften zu dessen Bedienung enthielt. Nach ungefähr 100-jähriger Erforschung des Objekts stellt es sich als der "erste Computer der Menschheit" heraus. Mit dem Gerät war es möglich, astronomische Positionen zu bestimmen.

So konnte man die Wanderung des Mondes um die Erde oder aber die Stellung der Sonne im Laufe eines Jahres zeigen. Das Bemerkenswerte an dem Fund war, dass man den Griechen diesen technologischen Fortschritt zur datierten Zeit (rund 70 bis 60 v. Chr.) noch nicht nachgewiesen hatte. Sie besaßen anscheinend Wissen über die Astronomie, von dem man eigentlich annahm, dass es dieses in der Antike noch nicht gab.

Verkehr in Athen #

Nach diesen tollen Erkenntnissen brechen wir Richtung Heimat auf. Doch der Athener Verkehr hat andere Pläne.

Ganz allgemein ist mir der Verkehr hier ein Rätsel. Grundsätzlich gilt das einfache Gesetz: der Stärkere gewinnt. Autofahrer haben die größte Macht in Athen. Es wird gehupt, eng aneinander gefahren, Fußgänger werden ignoriert. Das Motorrad findet auch viel Verbreitung auf den Straßen Athens. Es bietet den Vorteil, dass man zwischen dem Verkehr durchfahren kann, wenn es sich mal staut.

Außerdem scheinen Menschen das Motorrad gerne zu nützen, um sich während der Fahrt mit anderen Dingen zu beschäftigen. Schließlich ist der Verkehr nur zweitrangig.

Hier einige Beobachtungen was man während dem Motorradfahren tun könnte:

  • Eine Sprachnachricht am Handy aufnehmen.
  • Eine Zigarette rauchen.
  • Eine Metallstange transportieren.
  • Zu zweit fahren und währenddessen ein großes Paket halten.

Und das natürlich tendenziell ohne Helm. Der Verkehr läuft chaotisch ab und trotzdem scheint es irgendwie zu funktionieren.

Das größte Verkehrsmysterium ist allerdings der öffentliche Verkehr. Es kann passieren, dass alles seinen geordneten Lauf zu nehmen scheint, doch plötzlich der Busfahrer anhält und man einige Stationen vor seinem eigenen Ziel aussteigen muss. Begründet wird das mit einem Ausruf "Termio! Termio!". Und alle steigen aus.

Ebendies passiert uns, als wir vom Museum nach Hause aufbrechen wollen. Wir setzen uns in unseren Bus und freuen uns über zwei Sitzplätze, doch ist unser Glück nur von kurzer Dauer. Sofort meldet sich der Busfahrer: "Termio! Termio!" und alle steigen aus. Wir warten also 15 Minuten auf den nächsten Bus und steigen ein. "Endlich" denken wir uns kurz. Doch erneut gibt es den altbekannten Ausruf des Busfahrers. Also gehen wir ein Stück zu Fuß um uns nach fast einer Stunde Hin- und Her zu entscheiden ein Taxi zu nehmen.

Dasselbe passiert uns übrigens am Weg zum Flughafen. Bei der Station wird uns zwar versprochen, dass die U-Bahn bis zum Flughafen fährt, doch mitten auf der Strecke macht sie Halt. Erneut gibt es eine Durchsage und alle steigen aus.

Wir sind verwirrt aber Athener lassen sich nichts anmerken.

Weiter nach Singapur #

Diese Episode war so anstrengend, dass wir uns tatsächlich an unserem letzten Tag gegen einen Besuch der Akropolis entscheiden. Natürlich hätten wir auch hier die Hälfte des Eintrittspreises gespart: 10 € anstatt 20 €. Stattdessen genießen wir aber unsere Terrasse und machen ein schönes Frühstück. Danach trinken wir nochmal einen Freddo Espresso in der Nähe vom Syntagma-Platz und zwar im selben Café, in dem wir vor einigen Tagen unsere Ankunft in Athen gefeiert haben.

Heute geht es nach Singapur. Abflug am Nachmittag, 11 Stunden Flug. Morgen in der Früh sind wir dann in den Tropen.

Athen zum halben Preis #

Für alle, die eine Auszeit von der kalten Jahreszeit brauchen.

Fahrt's nach Athen:

  1. Es ist angenehm warm.
  2. Alle Touristenattraktionen kosten nur halb so viel.
  3. Es sind kaum andere Touristen da (außer ihr halt).

Warum Menschen überhaupt im Sommer nach Griechenland wollen, frage ich mich. Tatsächlich haben Sophia und ich das erst vergangenen Sommer gemacht. Dank Affenhitze (35° C - 40° C) konnten wir das aber nicht genießen. Nie wieder.

Danke Athen für diesen warmen Empfang (buchstäblich), die netten Leute hier und die günstigen Eintrittspreise.

Bis bald. ✌️